Network Dialogues

Fühlst du dich als Weltbürger*in? Was bedeutet das für dich?

Weltbürgerin? Ja, sicher bin ich eine auf diesem globalisierten Planeten. Ich bin betroffen von globalen Problemen, Erderwärmung, Katastrophen, guten Nachrichten; und sicherlich auch auf meiner atomaren Ebene: ein Moskitoeffekt wird zum Drachen-Effekt, auf Ebene molekular-chemischer Reaktionen.
April Lai

Ob ich Weltbürgerin bin, steht für mich außer Frage, denn durch das Leben auf der Erde sind wir Teil dieses globalen Ökosystems, das uns alle und unser ganzes Leben und Handeln verbindet. Das Bewusstsein für diese tiefgreifende Beziehung zwischen uns allen ist Teil dessen, was wir in dieser Welt verstehen müssen, um in Zukunft ein gutes Leben auf Erden zu ermöglichen.
Barbara Brunner

Mutter Erde verbindet uns von Geburt an, wir sind Teil von ihr und nicht ihre Besitzer. Wir müssen die Wiederverbindung der Menschen zur Erde anstreben, damit die uralten Konzepte von Solidarität und gegenseitiger Unterstützung unserer Ahnen in uns zum Leben erweckt werden und durch uns auf Mutter Erde wirken.
Jorge Huichalaf

Ja, ich fühle mich als Weltbürger. Das bedeutet, dass wir in den Schuhen anderer Menschen auf der ganzen Welt stehen und Maßnahmen ergreifen, die meinem Land und der gesamten Weltgemeinschaft zugutekommen, z. B. Baumpflanzungsprojekte und Frieden fördernde Maßnahmen.
Joseph Kenson Sakala

Ja, ich fühle mich wie eine Weltbürgerin. Grenzen, Herkunft und Heimat – das sind immer mehr diskutierte Begriffe, die es zu überdenken gilt.
Kathrin Damm

Ich verstehe Weltbürgertum als ein politisches Projekt der (globalen) sozialen Utopie. Das beginnt einerseits mit der bedingungslosen Akzeptanz der Vielfalt kultureller Lebensstile als Haltung des*der Einzelnen. Andererseits gehört dazu die Gewährung bürgerlicher, sozialer, wirtschaftlicher und politischer Rechte im Sinne der Agenda 2030 – wie Ernährungssicherheit, menschenwürdige Arbeit und gleiche Bildungschancen für alle. Es folgt die gemeinsame Unterstützung kulturübergreifender ethisch-politischer Grundsätze als Grundlage für die gleichberechtigte Teilhabe des*der Einzelnen, sowohl an der Bewältigung der (weltweiten) gesellschaftlichen Herausforderungen als auch an der Sicherung seiner*ihrer eigenen Lebensgrundlagen.
Markus Auditor

Sich als Weltbürgerin zu fühlen, bedeutet für mich, mir der globalen (kolonialen) Vergangenheit und Gegenwart meiner eigenen Gesellschaft bewusst zu werden – meiner Rolle als weiße deutsche Frau in der heutigen deutschen Gesellschaft. Auch wie sehr meine Wahrnehmung von Welt und Bürgerschaft von diesem spezifischen Kontext abhängt, in dem ich aufgewachsen bin. Ich habe Lust, mich mit Menschen über diese Frage der Weltbürgerschaft auszutauschen, die in gleichen und/oder unterschiedlichen Kontexten aufgewachsen sind, und zu versuchen, ihren Ideen tief zuzuhören. Wenn ich noch einmal über die Frage nachdenke, fühle ich mich wie auf einer lebenslangen Reise des (Ver-)Lernens.
NiNa Reichert

Ja, ich fühle mich wie ein Weltbürger. Konkret bedeutet das für mich, dass ich in politischen oder sozialen Fragen immer die Perspektive eines Landes im globalen Süden, das ich gut kenne, mitdenke. Es ist also nicht nur die deutsche oder europäische Sichtweise. In meinem Fall ist das Ghana. Das versuche ich in der Arbeit des VNB mit den Weltwärts-Freiwilligen zu erreichen. Sie sollen die Welt auch aus der Perspektive eines Lands sehen, in dem sie seit einem Jahr zu Gast sind. Sie werden dadurch auch zu Weltbürger*innen.
Reinhold Bömer

Ich fühle mich irgendwie wie ein Weltbürger. Ich wurde innerhalb der Bewegung politisiert, die die neoliberale Globalisierung kritisiert. Diese verbindet lokale Kämpfe mit den Kämpfen für Gerechtigkeit, Menschenrechte und die Umwelt von Aktivist*innen im globalen Süden. Ich hatte das Privileg, in mehrere Länder Lateinamerikas zu reisen und mich dort mit sozialen Bewegungen zu verbinden. Globale Bürgerschaft bedeutet für mich, auf eine Welt hinzuarbeiten, in der alle Menschen die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben.
Robin Stock

Ich bin hier geboren, du bist woanders geboren, aber wir sind beide auf diesem Planeten geboren. Was uns verbindet, ist, dass wir wertvolle Bürger*innen dieser wunderbaren Erde sind. Nationalitäten wurden von Menschen geschaffen, um unser Menschsein zu strukturieren und zu organisieren. Weltbürger und Weltbürgerinnen können sich nicht von anderen abkoppeln. Sie haben diesen Zusammenhang bei jedem Schritt im Blick und fühlen sich etwas Größerem zugehörig, das über die nationalen Grenzen hinausgeht, in denen sie geboren sind oder in denen sie leben. Weltbürger*innen handeln und denken also, indem sie sich fragen: Was ist gesund und nützlich für die Weltgemeinschaft? Ich verstehe mich als Weltbürgerin – du auch?
Rosa Lynn Grave

Ja, ich fühle mich wie eine Weltbürgerin. Ich wuchs in einer Familie auf, die gerne reist. Als Kind hatte ich Bücher in verschiedenen Sprachen und in der Schule lernte ich so viele Sprachen wie möglich. Ich habe das Privileg, ohne viele Einschränkungen um die Welt zu reisen, und lerne gerne neue Orte und Perspektiven kennen. Ich sehe, dass alles miteinander verbunden ist und dass ich ein Teil davon bin. Um das zu erkennen, muss ich nicht einmal meine Stadt verlassen. Aber manchmal platzt das Gefühl der Verbundenheit wie ein Ballon und wird von realen Grenzen, Ungerechtigkeit, Hass und Umweltverschmutzung eingeholt.
Sarah Laustroer